Freitag, 28. April 2017; 07:21
NLA

Seit langem die beste Saison von Biogas Volley Näfels

Von: Köbi Hefti

Biogas Volley Näfels hat seine Saisonziele erreicht. Zwei Silbermedaillen sind die erfolgreiche Ausbeute. Nach einem verknorzten Saisonstart leitete eine blamable Niederlage die Wende zum Guten ein.


Biogas Volley Näfels blickt auf eine erfolgreiche Saison zurück. Erstmals seit sechs Jahren standen die Glarner wieder im Play-Off Final. Dazu stand man im Cupfinal. Der Gegner in beiden Endspielen war das übermächtige Volley Amriswil. Die Thurgauer spielten eine hervorragende Saison und dominierten die Glarner in beiden Wettbewerben. Teammanager Ruedi Gygli rückt das Erreichte aber sogleich ins richtige Licht: „Wir sind happy mit Silber - Amriswil war stärker als wir.“

Egal ob Trainer, Spieler, Vorstand oder Fans, alle ziehen ein positives Fazit und sind zufrieden mit dem, was Captain Gygli und sein Team zeigten und erreichten. Präsident Martin Landolt formuliert es so: „Wir haben mit der Qualifikation für den Cup- und Play-off Final unsere Ziele erreicht. Da gibt es nichts zu kritisieren. Ich meine, dass es eine der besten Saisons der letzten Jahre war. Wir haben zweimal Silber gewonnen und nicht Gold verloren.“

Amriswil – eine sehr hohe Hürde
Eine gewisse Enttäuschung, dass man in dieser Saison dem Liga-Krösus nie ein Bein stellen konnte, ist trotzdem erkennbar - hauptsächlich bei Spielern und Trainer. „Niederlagen sind nie schön und als Sportler willst du am Ende immer zuoberst auf dem Treppchen stehen. Deshalb war die Enttäuschung unmittelbar nach den beiden verlorenen Finals gross und es fällt schwer sich zu freuen“, schildert Samuel Ehrat. Auch Captain Gygli spricht dieses Thema an: „Ja ein bisschen traurig bin ich sicher noch, wir haben uns in den Finals auch ein wenig unter unserem Wert verkauft.“

Einer der Gründe, weshalb Näfels an Amriswil scheiterte ist die Klasse der Thurgauer, allen voran Passeur Howatson überzeugte mit Top-Leistungen. Dazu war Prével unwiderstehlich und punktete aus den unmöglichsten Situationen und Libero Daniel wirkte wie ein Magnet, der die Bälle anzog und abwehrte. Präsident Martin Landolt sieht einen weiteren Grund: „Für mich war offensichtlich, dass Amriswil etwas hat, was uns fehlte: Die Kaltblütigkeit. Unsere Truppe besteht aus lässigen und tollen Jungs. Das Problem ist aber, dass sie dies während der Spiele nicht ablegen können. Ein Volleyballer muss in einem Spiel aber auch einmal aggressiv und wütend werden, unsympathisch sein. Unsere Jungs bringen dies aber nicht übers Herz.“ Dies habe dazu geführt, dass Näfels zum Zeitpunkt X im Gegensatz zu Amriswil die Kaltblütigkeit und den Killerinstinkt nicht zeigen konnte, was am Ende den Unterschied zwischen Gold und Silber ausmachte, so Landolt weiter.

Der grosse Dank des Teams
Was der Präsident mit der tollen Truppe anspricht, war aber auch ein wichtiger Erfolgsfaktor: Näfels genoss eine grosse Unterstützung bei den Fans und Zuschauern. Auch innerhalb des Teams war die Stimmung sehr gut. Samuel Ehrat beschreibt: „Wir hatten diese Saison ein äusserst humorvolles Team. Im Training und in der Garderobe gab es immer viel zu lachen. Interessanterweise war der älteste im Team auch der kindlichste und hat mit seinem jugendlichen Humor viele Lacher provoziert. Im Training aber haben wir gegenseitig viel voneinander gefordert und abverlangt, was massgeblich zum hohen spielerischen Niveau beitrug.“

Mittelblocker Ehrat war aber nicht nur von seinem Team beeindruckt und ergänzt: „Was unsere treuen Fans, Helfer, Freunde diese Saison geleistet haben, ist unbeschreiblich, sei es die atemberaubende Stimmung am Cupfinal, die tolle Unterstützung an diversen Auswärtsspielen, wo unsere Fans oft lauter waren als diejenigen der Heimmannschaft oder der gewohnt spitzenmässige Support an unseren Heimspielen. Deshalb ein enorm grosses Dankeschön im Namen aller Spieler an die gesamte Biogas Volley Näfels Familie. Es freut mich und macht mich stolz, dass ich auch in der kommenden Saison Teil dieser wunderbaren Familie sein darf.“

Heilende Niederlage
Ende gut, alles gut – dies gilt für Biogas Volley Näfels in dieser Saison besonders. Zahlreiche Abgänge mussten kompensiert und ein neues Team geformt werden. Die neu verpflichteten Spieler Dominik Fořt, Reto Giger, Kuba Radomski, Roosewelt de Oliveira und Marko Vukasinovic haben sich sehr gut und schnell ins Team integriert und im Rückblick auf die ganze Saison die Erwartungen erfüllt. Was Teammanager Ruedi Gygli und Trainer Dalibor Polak zusammen ausheckten, wurde zu einer Erfolgsgeschichte. Der Saisonstart verlief noch wenig verheissungsvoll und Näfels fand sich in der unteren Tabellenhälfte wieder. Was die Wende zum Guten für die Polak-Truppe einläutete, war vorerst aber ein herber Tiefschlag. Im November verlor man in Luzern, spielte schwach, giftelte mit den Schiedsrichtern und war als Team inexistent. Doch genau diese Partie war gemäss Dalibor Polak „eine heilende Niederlage“. Er und sein Team analysierten das Geschehene gründlich, sprachen sich aus. Es wurde auch abgemacht sich gegenüber den Unparteiischen ehrlich und fair zu verhalten und deren Entscheide zu bestätigen. Die Wirkung kam rasch. Vorbei war es mit der Verschleuderung unnötiger Energie und dem nervös Machen des eigenen Teams. Eine eindrückliche Leistungskonstanz und Sieg an Sieg folgten. „Es war mit Sicherheit die konstanteste Saison, seit ich in Näfels bin“, bestätigt Samuel Ehrat. Dalibor Polak nennt Block-Defense wie auch die Annahme als die grösste Stärke. Der Blick in die Statistiken bestätigt, dass Libero Sutter & Co. die Verteidigung fast immer im Griff hatten. Eine weitere augenfällige Qualität dieses Teams erwähnt Ernst Uhler, der CEO von Namensponsor Energie Zürichsee Linth AG. Er sagt: „ Es war toll immer wieder zu spüren, wie sich das Team geschlossen und sehr solidarisch in kritischen Situationen zu steigern vermochte und damit ein maximales Saisonresultat erreichte.“ Wenig erfreulich war die Ausbeute bei den Services. Trainer Dalibor Polak erwähnt, dass lediglich in einem einzigen Spiel seine Spieler ihr Service- Potenzial in einem Ernstkampf abrufen konnten.

Brillante letzte Saison von Passeur Gygli
In der Einzelkritik stechen einige Spieler besonders hervor. Der scheidende Captain und Passeur Marco Gygli spielte eine hervorragende Saison, lancierte seine Angreifer perfekt und trug so viel zum Spektakel bei. Ohne Wenn und Aber: Die letzte war die beste Saison von Marco Gygli.

Ebenfalls auffällig war die Mitte. Lief es einem Spieler nicht, war jederzeit einer bereit einzuspringen. Der beste des Trios war Marc Walzer. Er erlebte eine traumhafte Saison, spielte konstant auf einem sehr hohen Niveau und erlebte einige dieser magischen Momente, welche er so liebt. Auch Edeljoker Dominik Fořt – er musste immer wieder in schwierigen Situationen einspringen, machte einen hervorragenden Job. Erfreulich ist, dass alle Spieler über die gesamte Saison betrachtet überzeugten. Auf der Suche nach dem Haar in der Suppe wird man nur in den Finalspielen fündig. Dort hätte man sich vom erfahrenen Roosewelt, aber auch den Angreifern auf den Aussenpositionen etwas mehr erhofft. Just in dieser Phase aber fehlte es etwas an Selbstvertrauen und damit auch an Durchschlagskraft. Oder lag dies einfach am Gegner, der derart stark war?

Wie erwähnt, diese Saison ist für Biogas Volley Näfels ein weiteres Kapitel seiner Erfolgsgeschichte. Ernst Uhler schwärmt: „Der Cupfinal in Fribourg mit der wunderbaren Stimmung in der tollen Halle und das Play-off Heimspiel gegen Amriswil waren die sportlichen und stimmungsmässigen Höhepunkte!“ Aber auch an andere unvergessliche Momente wie die Europacup-Auftritte gegen Lissabon und die unglaubliche Wende im Halbfinal nach einem 0:2 auswärts gegen Schönenwerd wird man sich gerne erinnern.

Sonnige Truppe: Die Mannschaft 2016/17 machte viel Freude

Glänzend: Silbermedaille im Cup und in der Meisterschaft

Konstant: Marc Walzer mit seiner besten Saison ever

Auf Europas Bühne: Gegen Benfica wurde die Sensation um Haaresbreite verpasst

Sprunggewaltig: Kuba Radomski überzeugte

Hard Core: Einige Fans liessen kein einziges Spiel aus – grossartig

Stärke Nummer 1: Block - Defense

Regiepult: Mit Reto Giger und Marco Gygli standen zwei starke Zuspieler zur Verfügung

Tolle Arbeit: Dalibor Polak darf stolz auf das Erreichte sein

Bye-Bye – das war’s: Danke Marco, Du hast viel Freude gemacht