Montag, 11. Juni 2018; 07:58
NLA

Ich habe als Volleyballer und als Mensch viel gelernt

Von: Bernhard Camenisch

Mit 29 Jahren zieht Manuel Sutter einen Schlussstrich unter seine NLA-Volleyball-Karriere. Er war in den letzten Jahren als Libero nicht nur eine feste Grösse im Team von Näfels, sondern auch in der Nationalmannschaft.


Ganz mit dem Volleyball aufhören möchte Manuel Sutter nicht. Der Wechsel zu Voléro Zürich in die Nationalliga B ist ein Thema. «Das ist dann nicht mehr so verbissen », sagt er. Auch einen Positionswechsel vom Libero zum Angreifer kann er sich vorstellen. Nochmals in der NLA aufzulaufen, schliesst er aber aus. Es fiel ihm denn auch nicht schwer, seine Laufbahn in der höchsten Schweizer Spielklasse nach dem verlorenen Play-off-Final gegen Lausanne UC für beendet zu erklären. Fünfeinhalb Wochen ist dies nun her. «Hätte ich weitergemacht, hätte ich zu 130 Prozent dahinterstehen müssen. Das war nicht der Fall», sagt Sutter. Seit sieben Jahren wohnt er in Zürich. Gespielt hat er seit Anfang 2013 aber für Volley Näfels, jenen Klub, in dem er schon im Nachwuchs aktiv gewesen war. Der Aufwand fürs Volleyball war deshalb allein schon wegen der unzähligen Fahrten ins Glarnerland enorm – und dies als Halbprofi notabene. Der 29-Jährige arbeitet als Betriebsökonom für die Credit Suisse, sein Pensum fuhr er wegen des Volleyballs von 80 auf 60 Prozent herunter. Ende Sommer wird er wieder um 20 Prozent aufstocken.
Erfolge im Klub und in der «Nati»
Sutter blickt auf eine gute Saison 2017/18 zurück, obwohl er in den ersten Wochen mit den Nachfolgen einer Gehirnerschütterung, die er sich im Spätfrühling des letzten Jahres zugezogen hatte, zu kämpfen hatte. Er habe mit Konstanz gespielt, sagt er. Dass es seine letzte Spielzeit auf diesem Level sein würde, spürte er bereits Mitte Saison. Verstärkt wurde dieses Gefühl, als sich immer mehr abzeichnete, dass dem Kader von Volley Näfels ein gewaltiger Umbruch bevorsteht.
Wer für die Glarner spielt, hat innerhalb der Deutschschweiz kaum eine Möglichkeit, im Volleyball noch weiter aufzusteigen. Volley Amriswil, der Schweizer Meister der Jahre 2016 und 2017, ist die einzige Ausnahme. Tatsächlich verhandelte Sutter mit den Thurgauern im Vorjahr, ehe sich diese für eine ausländische Lösung auf der Libero-Position entschieden.
Amriswil in der vorletzten und Lausanne UC in der abgelaufenen Saison hinderten Sutter am Gewinn des Meistertitels, als die Näfelser zweimal bis in den Play-off-Final vorgestossen waren. Zwei nationale Titel hat er dennoch in sein Palmarès gebracht: 2014 (gegen Lugano) und 2016 (gegen Lausanne UC) gewann er mit den Glarnern den Schweizer Cup. 2017 und 2018 – jeweils gegen Amriswil – stand er zwei weitere Male im Cupfinal.
«Die Zeit ging schnell vorbei», sagt Sutter. Die beiden Cupsiege sind es, die er als sportliche Highlights hervorhebt. Nicht in Zahlen ausdrücken lassen sich Teamgedanke und gute Freundschaften. Von beidem hat der Uetliburger dank des Volleyballs viel dazugewonnen. «Ich habe als Volleyballer und als Mensch viel gelernt», sagt er. «Ich war mit Leidenschaft und Hingabe dabei. Ich musste dafür zwar auch auf viel verzichten, aber ich tat dies gerne.»
Als Manuel Sutter vor der Saison 2013/14 mit erst minimer NLA-Erfahrung in Näfels zum Fixstarter aufstieg, trat er in die grossen Fussstapfen von Daniel Werner, einem der besten Schweizer Liberos überhaupt. Dabei war es damals noch gar nicht lange her, seit Sutter diese Position ausübte. Zum Libero umfunktioniert worden war er während seiner Zeit in Jona von Trainer Urs Winteler. «Mit meiner Grösse von 180 Zentimeter machte dies Sinn. Sonst wäre ich nicht so weit gekommen», sagt der Uetliburger.

Auch in Zukunft am Ball
Sutter lernte schnell und machte stetig Fortschritte. Im Januar 2015 debütierte er in der Schweizer Nationalmannschaft. Nun verabschiedet er sich als 39-facher Nationalspieler. «Ich hätte nie gedacht, dass ich es auf so viele Länderspiele bringen würde.» Er war 2015 an der Sommer-Universiade in Südkorea dabei und er war Stammlibero des Schweizer Teams, als dieses 2016 bis in die 2. Runde der EM-Qualifikation vorstiess und sich mit Weltklasse-Gegnern wie Deutschland oder Spanien messen konnte. «Ich kam durch den Sport an einige Orte dieser Welt, die ich sonst nie gesehen hätte», sagt Sutter. Dazu gehört auch Surgut in Sibirien. Volley Näfels trat dort im Februar dieses Jahres im Viertelfinal des CEV Challenge Cups an.
In seiner Wohngemeinschaft in Zürich wird Sutter auch mit dem Ende seiner NLA-Karriere nur selten die Füsse hochlagern. «Ich bin eigentlich immer verplant, ich kann gar nicht anders», sagt er. Unabhängig davon, ob er in der NLB weiterspielt, bleibt er dem Volleyball erhalten. In der Talent School von Swiss Volley in Rapperswil-Jona wird er schon bald das Trainerteam um Marco Beeler und Urs Winteler vergrössern und sich einen Nachmittag pro Woche um die Nachwuchsspieler kümmern. «Der Sport hat mir viel gegeben, und ich möchte gerne etwas zurückgeben», erklärt er.
Zudem würde es den 29-Jährigen reizen, ab dem kommenden Jahr nochmals im Beachvolleyball Fuss zu fassen und es vielleicht sogar auf die Coop-Beachtour, die höchste nationale Serie, zu schaffen. Vorerst verfolgt Sutter das Geschehen noch als Zuschauerund Fan seiner Freundin Anja Licka

Spektakuläre Abwehraktionen führen zur Siegerfaust: Libero Manuel Sutter hat in den letzten fünf Saisons viel zum Erfolg von Volley Näfels beigetragen.