Freitag, 19. Januar 2018; 06:52
NLA

Biogas Volley Näfels – der Underdog mit Vertrauen

Von: Köbi Hefti

Der Sieg gegen das tschechische Spitzenteam Karlovasko überraschte. Die kompakte Teamleistung war einer der Gründe dieses Coups. Nur zu gerne würde Näfels auch am Samstag in der Meisterschaft gegen Leader Amriswil an diese Leistung anknüpfen.


Der Auswärtssieg beim tschechischen Spitzenteam Karlovarsko habe eine sehr grosse Bedeutung, sagt Teammanager Ruedi Gygli und ergänzt: “Es zeigt, dass wir in Richtung Spitzenvolleyball arbeiten und wir im Rahmen unseres bescheidenen Budgets die richtigen Spieler engagierten. Zusammen mit der guten Arbeit des Trainers und seines Teams resultierte dieser sensationelle Erfolg.“ Nach diesem völlig überraschenden, nie erwarteten Sieg, klopft Näfels an die Tür zum Viertelfinale im CEV Challenge Cup. Dies wäre einer der grössten Erfolge der Vereinsgeschichte. Der Teammanager gibt sich jedoch verhalten optimistisch: „Wir sind immer noch der Underdog, doch Hoffnungen sind immer da. Ein Viertelfinal würde finanziell wie organisatorisch eine grosse Herausforderung und eine Belastung. Womöglich würde die Reise nach Surgut ins westsibirische Tiefland führen.“

Daran mag er aber noch nicht denken. Zwar seien die Vorteile jetzt bei Näfels, ergänzt er, trotzdem schätze er die Chancen auf ein Weiterkommen für Karlovarsko grösser ein. Für den Moment gilt für ihn nur etwas: „Dieser Sieg ist sensationell, das hätte ich nie gedacht. Wie die Spieler sich einsetzten und verhalten haben, war genial.“

Teamkollegen als Gegner
Auch einen Tag nach dem Spiel strahlt Näfels‘ Trainer Dalibor Polak noch immer und sagt: „Es war sehr schön und speziell. Wenn du im Ausland arbeitest und dann in der eigenen Heimat spielst, willst du immer gewinnen. Dies war unser erster Sieg gegen ein Team aus Tschechien. Umso schöner ist dieser Sieg im Europacup.“ Speziell war für den Trainer diese Begegnung auch aus einem anderen Grund. Karlovarskos Coach und Präsident spielten einst zusammen mit ihm im Nationalteam. „Sie fragen mich immer, welche Liga die bessere sei“, verrät Polak. Und zumindest für diese Woche konnte er beim gemeinsamen Bier mit dem Karlsbader Coach Jiři Novak nach dem Spiel eine klare Antwort liefern: „Es ist die Schweiz.“

Schlecht vorbereitet auf den Sieg
Die Freude der Näfelser über den Sieg war riesig, in der Garderobe fast etwas ausschweifend, wie Captain Samuel Ehrat preisgibt. „Wir gingen als klarer Underdog in dieses Spiel, haben nicht erwartet, dass wir gewinnen und sind deshalb sehr positiv überrascht.“ Auf die Feierlichkeiten in der Garderobe angesprochen sagte der Captain: „Auf diesen Sieg waren wir schlecht vorbereitet – in der Garderobe fehlte das Bier. Dieses gab’s dann erst später.“

Auf die Frage, was den Ausschlag zugunsten von Näfels gab, sagte Samuel Ehrat, dass sie gut  angenommen hätten besonders in Anbetracht der teilweise sehr starken Jump Services der Tschechen, selber aber clever serviert hätten. Weiter seien ihnen recht viele Block-Defense Aktionen gelungen. Auch ihm fiel es schwer zu erklären, was wirklich entscheidend war. Er bestätigt damit die Statistik, welche besagt, dass Näfels und Karlovarsko praktisch in allen Belangen gleichauf waren. Nur in einer Sparte hatte Näfels im dritten und vierten Satz klare Vorteile. Die Glarner machten wesentlich weniger Fehler als die Platzherren. Einen weiteren Grund sieht der Captain in der kompakten Teamleistung. Er schwärmt: „Das war ein Fight! Alle gaben alles. Wir fielen nie auseinander, auch nicht nach dem zweiten Satz, den wir klar abgeben mussten.“



Amriswil wartet – als Favorit
Am Samstag geht es für Näfels in der Meisterschaft mit dem Spiel gegen den Meister in Amriswil weiter. Nach dem Erfolgserlebnis dieser Woche könnte Biogas Volley Näfels am Samstag gegen Volley Amriswil mit frischem Selbstvertrauen antreten. „Ja, das stimmt“, bestätigt der Captain und ergänzt: „Wir spielen gegen einen Angstgegner. Ich habe aber ein gutes Gefühl. Wir sind in Form, während Amriswil einige verletzte Spieler zu beklagen hat.“

In diesem Jahr verlor Näfels in der Meisterschaft beide bisherigen Spiele gegen die Thurgauer. Samuel Ehrat kennt den Grund dafür: „Wir meinten, dass wir etwas Spezielles machen müssten, gaben beim Service beispielsweise 120 Prozent, was gar nicht nötig war. Wir verkrampften uns und waren nicht fähig, unsere Chancen zu nutzen.“ Dies soll sich am Samstag nicht wiederholen, denn sie hätten die gleiche Ausgangslage wie in Karlsbad: „Wir haben nichts zu verlieren, sind nicht der Favorit.“ Gleich sieht es auch Trainer Dalibor Polak: „Wir wollen am Samstag gut spielen wie am Mittwoch. Die Niederlagenserie gegen Amriswil stört mich und würde ich gerne am Samstag beenden. Doch Volley Amriswil ist der amtierende Meister, ein starkes Team. Deshalb dürfen wir gewinnen,  müssen aber nicht gewinnen.“


Volley Amriswil – Biogas Volley Näfels

Tellenfeld, Amriswil, Samstag, 20. Januar 2018, 17:00 h

Los geht’s: Dalibor Polaks Team auf dem Marsch zur ganz grossen Überraschung

Voller Energie: Bereits beim Einlauf wurde klar – diese Jungs sind bereit

Glücksbringer: Näfi durfte auch mitkommen und gab wie die Fans alles

Seltenheit: Dass Fabian Martinez nur einen Einerblock überwinden musste, war sehr selten

Vorentscheidung: Der dritte Satz ist nach einem weiteren Fabian-Angriff im Trockenen

Entscheidung: Der Servicewinner von Fabian Martinez besiegelt die ganz grosse Karlsbader-Überraschung, oder in den Worten des Teammanagers ausgedrückt diesen sensationellen Sieg

Freude pur: Mannschaft, Betreuer und Fans